„Hab keine Angst, ich bin da.“
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Wort zum Neuen Jahr – das fällt mir in diesem Jahr schwerer als im letzten Januar, da war ich auch dran. Damals war ich unbeschwerter, ich ahnte noch nicht, welche Herausforderungen auf uns alle zukommen würden.
Mehr als eigene Worte fallen mir heute geliehene ein – aus Gebeten, aus Liedern, etwa Dietrich Bonhoeffers
„Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ (Gotteslob 430)
Nein, das ist nicht „abgedroschen“, sage ich mir selbst; denn: Es liegt bis heute so viel Kraft und Trost und Mut in diesen Versen! Jedes Mal bei der Feier der Krankenkommunion darf ich das erleben. Wenn wir zum Schluss so miteinander beten, dann fühle ich es geradezu: Ja, es stimmt Wort für Wort! Gott ist mit uns, was auch immer geschieht!
Dreißig Jahre später schreibt Huub Oosterhuis:
„Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
Und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
In deiner Liebe birgst du uns.“ (Gotteslob 414)
Eins meiner Lieblingslieder! Es macht Mut, dem verborgen gegenwärtigen Gott zu trauen, auch wenn es vielleicht manchmal nicht mehr als eine Ahnung ist.
Weniger bekannt ist bisher eins der neuen Lieder im Gotteslob. Es steckt so viel Gewissheit darin, die lockt, und in Verbindung mit der zarten, und doch eindringlichen Melodie wohltuend ist für die zaghafte Seele:
„Stimme, die Stein zerbricht,
kommt mir im Finstern nah,
jemand, der leise spricht:
Hab keine Angst, ich bin da.“ (Gotteslob 417)
Dass wir diese leise, wirkmächtige Stimme vernehmen, wünsche ich uns, wenn Ängste uns in Aufruhr versetzen, die Stimme, der sogar Wind und Wellen gehorchen - wie beim Sturm auf dem See*: Hab doch keine Angst, ich bin da!
Wie wird es wohl werden, das neue Jahr?
Was wird es uns bringen?
Ein letztes Wort leihe ich mir von Eduard Mörike:
„In ihm sei’s begonnen, der Monde und Sonnen
an blauen Gezelten des Himmels bewegt.
Du Vater, du rate! Lenke du und wende!
Herr, dir in die Hände, sei Anfang und Ende,
sei alles gelegt.“
Ihre Bärbel Lödige
*siehe Bild – die Stillung des Seesturms, Szene aus dem Leben-Jesu-Fenster in unserer Kirche Maria Königin; Foto: Bärbel Lödige